Der Sommer ist da, in seiner ganzen Wucht. Ja, die Sonne und Wärme tun gut. Und ja, es ist immer wieder auch zu viel, zu drückend und weckt unangenehme Gedanken an die Zukunft: Ist das jetzt das neue Normal? Wie heiß wird es wohl in fünf oder zehn Jahren sein? Und: Wir alle, besonders die Kinder, haben sich eine Pause wirklich verdient. Es ist dringend notwendig, die Tanks aufzufüllen.
Ob mit oder ohne Kinder, die Gedanken an das Jetzt und an die Zukunft erwecken in mir immer wieder auch Erinnerungen an das Früher. War das Leben früher wirklich einfacher oder ist das nur der verklärende Blick? Haben die Smartphones und die sozialen Medien den menschlichen Umgang wirklich so stark verändert oder gab es schon immer so viel Desinteresse, lechzen nach Ablenkung und diese starken Vergleiche, ob man besser oder schlechter ist als X,Y oder Z? Wahrscheinlich ist beides richtig, und der Geist hat einfach immer wieder Schwierigkeiten, mit dieser Geschwindigkeit an Veränderung in der großen Welt und in meiner kleinen Welt umzugehen.
In einem Artikel von Dr. Susan Pollak stieß ich kürzlich auf eine Übung, die mich sehr angesprochen hat. Es geht darum, in schwierigen Zeiten eine innere Quelle an Stärke und Wärme zu finden.
Ich nenne diese Übung „Kraftkugel“ und stelle sie hier in Übersetzung und von mir weiterentwickelt vor.
Die Kraftkugel
Sich niederlassen
Finde eine Position, die sich angenehm anfühlt, an einem ruhigen Ort. Du kannst sitzen, liegen oder stehen, mit den Augen geöffnet oder geschlossen. Spüre den Körper und seinen Kontakt zum Boden, zum Stuhl, zur Unterlage. Mache dir bewusst, dass es immer, wirklich immer, Kontakt gibt. Du wirst immer gehalten oder getragen vom Boden, es besteht immer eine Verbindung zur Erde oder zu einem Gegenstand, der wiederum von der Erde getragen wird.
Lasse dich nieder, wo und wie auch immer du gerade bist, und spüre den Kontakt zur Erde. Es gibt nichts zu tun oder zu erreichen, du darfst einfach nur hier sein.
Erlaube dir, ein paar Momente – solange du möchtest – einfach nur hier zu sein und zu atmen.
Sich öffnen
(Falls du die Augen geschlossen hast, öffne sie nun.)
Schau nach oben. Schau in den Himmel und mache dir bewusst, dass über dir diese unendliche Weite und Offenheit ist, das ganze Universum. Wenn du in einem Raum sitzt, schaue nach oben an die Decke und mache dir bewusst, dass obendrüber der Himmel ist, in seiner ganzen Weite und Offenheit.
Du bist ein Teil dieses Universums, so wie du hier bist. Du brauchst nichts zu tun oder zu leisten, du bist ein Teil des Ganzen. Einfach nur, weil du da bist.
Erlaube dir – mit offenen Augen oder wieder geschlossen – in paar Momente zu verweilen in dieser Verbindung zum Himmel und zum Universum.
Sich stärken
(Wenn du magst, kannst du die Augen nun wieder schließen.)
Spüre in deinen Rücken hinein. Denke an all die Menschen, die dir den Rücken stärken. Deine Lehrerinnen und Lehrer, deine Freundinnen und Freunde, deine Vorfahren, deine Familie, deine Vertrauenspersonen. Nimm ihre Unterstützung wahr.
Sende ihnen allen oder den gegenwärtig wichtigsten Personen in deinem Leben ehrliche Wünsche der Freundlichkeit und Dankbarkeit. Mache dir bewusst: Ich bin nicht allein.
Gib dir Zeit, um dir immer mehr Personen ins Gedächtnis zu rufen, die im Laufe deines Lebens eine Stütze waren für dich oder für dich eingestanden sind.
Sich verbinden
Gehe mit deiner Aufmerksamkeit nun in die Vorderseite deines Körpers. Verbinde dich in Geist und Herz mit den Menschen in deiner Umgebung, die Teil deines gegenwärtigen Lebens sind. Menschen, die du täglich siehst und Menschen, die dir am Herzen liegen.
Sende ihnen Wünsche der Freundlichkeit und Dankbarkeit. Du bist ein Teil dieser Gemeinschaft, ein Teil der Menschheit.
Verweile in dieser Verbindung und in dieser Zugewandtheit, so lange zu möchtest.
Für sich da sein
Weite diese Freundlichkeit und Aufmerksamkeit nun auf dich selbst aus und schließe dich nun ganz bewusst ein in diese Kraftkugel der Verbindung, der Stärke, der Freundlichkeit und der Offenheit. Was auch immer du gerade empfindest, versuche dich innerhalb dieser Sphäre zu spüren. Was auch immer du gerade erlebst und wie schwer auch immer es gerade für dich ist, auch du verdienst Freundlichkeit, Sanftheit und Zuneigung.
Du bist wichtig. Du bist ein Teil des Ganzen. Es spielt keine Rolle, welche Gefühle bei dir gerade präsent sind, du verdienst Wertschätzung, einfach nur, weil du da bist.
Erdung, Offenheit, Stärke, Verbindung, Freundlichkeit – gibt es einen Bereich, den du nun besonders in den Fokus nehmen möchtest, wenn du aufstehst und wieder in deinen Alltag gehst? Was ist gerade im Vordergrund? Erlaube, dass etwas kommt, oder auch nicht. Öffne die Augen, falls sie geschlossen waren, und lebe den nächsten Moment.
Eine Audio-Aufnahme der “Kraftkugel”-Meditation (11 Minuten lang) gibt es hier: